Ätherische Öle werden über den Geruchssinn oder über die Haut aufgenommen. Durch Impulse an der Riechschleimhaut, die über den Riechnerven das limbische System im Gehirn erreichen, wirken ätherische Öle mit ihren vielfältigen Inhaltsstoffen regulierend auf zahlreiche Botenstoffe (Neurotransmitter). Sie greifen sanft in das Netzwerk der Informationen ein, indem sie die Produktion bestimmter Botenstoffe anregen, eine Überproduktion hemmen oder deren Zusammenarbeit beeinflussen. Durch diese Fähigkeiten wirken ätherische Öle indirekt auf Psyche, Hormone und Immunsystem.
Verwirrte Menschen neigen zu starker, innerer Unruhe, Depression und Angstzuständen und Schlafstörungen. Die Praxis zeigt, dass der Verbrauch von Beruhigungsmitteln durch Raumbeduftung mit entsprechenden ätherischen Ölen reduziert werden kann.
Allgemeine Wirkung
Entspannungsfördernde, harmonisierende und stärkende Öle erleichtern Betroffene, Pflegenden sowie Angehörigen die schwierige oder nonverbale Kommunikation im fortschreitenden Krankheitsverlauf.
Für Einreibungen oder Massagen werden ätherische Öle mit fetten Pflanzenölen gemischt. Durch Auftragen auf die Haut erreichen diese Ölmischungen das Lymphsystem und den Blutkreislauf. Sie können so Einfluss auf das gesamten Organismus nehmen, da auch über diesen Weg Reize im limbischen System gesetzt werden.
Wirkung auf Demenzkranke
Was versteht man unter Demenz? (Zitiert nach Naomi Feil)
„Wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt, versuchen ältere Erwachsene ihr Leben wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, indem sie auf frühere Erinnerungen zurückgreifen. Wenn die Sehstärke nachlässt, sehen sie mit dem „inneren Auge”. Wenn ihr Gehör immer mehr nachlässt, hören sie Klänge aus der Vergangenheit.”
Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz werden Berührungen gerne angenommen, schaffen Vertrauen und stärken das Selbstwertgefühl. Durch duftende Massagen oder Einreibungen mit fetten Pflanzenölen wird die Haut gepflegt, das Immunsystem gestärkt und die Seele gestreichelt.
Geeignete Öle für Demenzerkrankte
Angstlösende Öle
Basilikum: „Balsam für die Seele“
Grapefruit: angstlösend, antidepressiv, fröhlich stimmend
Lavendel: von Ängsten begleitete, depressive Verstimmung
Melisse: bei starker Angst und Hyperaktivität
Entspannende Öle
Fenchel: beruhigend, entspannend
Neroli: beruhigend, entspannend, ausgleichend
Tonka: vermittelt Geborgenheit und Sicherheit
Benzoe Siam: Duft, der Geborgenheit schenkt
Beruhigende Öle
Lavendel fein: wirkt beruhigend und angstlösend, entspannend
Sandelholz: bei Hyperaktivität und Stress
Patchouli: bei Nervosität und Erregbarkeit
Harmonisierende, gefühlsbetonende Öle
Mandarine: bei mangelndem Selbstvertrauen und Empfindsamkeit
Rose: ausgleichend, öffnend, harmonisierend, stressreduzierend
Rosengeranie: als hormonelles Balanceöl, reguliert Stresshormonbildung
Stärkende Öle
Angelikawurzel: aufbauend, stabilisierend, bei mangelndem Selbstbewusstsein
Lorbeer: stärkend, vitalisierend, stimmungsaufhellend
Zimtrinde: stärkend, belebend, seelisch erwärmend
Anregende Öle
Rosmarin, Eucalyptus, Cajeput & Myrte Marokko: wirken bei Unruhen, Erschöpfung und depressiver Verstimmung
Zitrone: bei Antriebsschwäche
Litsea: fördert Konzentration, erfrischt, wirkt mild dosiert entspannend
Schlaffördernde Öle
Bergamotte: schlaffördernd bei depressiver Verstimmung und Ängsten
Melisse: bewährt bei nervös bedingten Einschlafstörungen
Lavendel: fein beruhigt die Nerven und fördert die Schlafbereitschaft
Jasmin: bei Stress, depressiver Verstimmung und Schlafstörungen
Narde: stresslösend und schlaffördernd
Sandelholz: bei Stress, Hyperaktivität und Schlafstörungen
Vetiver: schlaffördernd bei Erschöpfungen, Ängsten, mangelndem Vertrauen
Anwendungsmöglichkeiten
Raumbeduftung
- Elektrische Duftlampe oder Aroma-Vernebler aufstellen
- Ein mit ca. 5 Tropfen Öle betropftes Tuch auf den Heizkörper legen
- Kleidung / Kopfkissen beduften
- Raumspray verwenden
- Gegenstände beduften (z.B. Tannenzapfen, Orangen, getrockneten Lavendel)
Waschungen, Hand-, Fuß- oder Vollbäder
- Je nach Wassermenge
- 3 – 10 Tropfen ätherisches Öl mit Emulgator (z.B. Milch ) ins Wasser geben
Düfte transportieren Erinnerungen aus der Vergangenheit zu den Dementen zurück.
Sie können ein Lächeln in ihr Gesicht zaubern.
Weiterführende Quellen:
- Pflegeheimportal – Ratgeber Demenz, www. pflegeheimportal.de.
- Reiner Frühsammer, „ Ätherische Öle in der Altenpflege“.
- C. Mögel, Seminar: „ Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz.
- Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe „ Eliane Zimmermann“.
Autor: Andrea Haunolder
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